Erfolgreich bewerben – So hinterlasst ihr Eindruck
Im letzten Monat habe ich als freie Dozentin für die IHK Potsdam Vorträge an Brandenburger Schulen gehalten. Diesmal ging es um das Thema Bewerbung. Eine gute Gelegenheit, den jungen Menschen etwas Lebensweisheit mit auf den Weg zugeben.
Wer die perlenmädchen kennt, weiß, dass wir nicht viel von Standards und steifen Vorgaben halten. Besonders wenn es um Bewerbungen geht. Schließlich will man sich den Arbeitgebern als einzigartiges Individuum präsentieren. Ihr wollt doch aus der Masse der Bewerber herausstechen, oder?
Leider ist es an den Schulen gängige Praxis, den Jugendlichen leblose Schablonen-Bewerbungen einzutrichtern. Während meines ehrenamtlichen Bewerbungstrainings für Schüler der 10. Klasse erlebe ich das immer wieder. Fast 90% aller von mir geprüften Bewerbungen beginnen mit demselben Satz: „Mit großem Interesse habe ich gelesen…“
Wie sollen sich die Personaler ein Bild von euch machen, wenn ihr Alle vergleichbare Bewerbungen abgebt? Das einzige, was sich unterscheidet, ist oftmals nur das Foto, das vorne auf der Mappe klebt. In meinem Vortrag habe ich den Schüler geraten, da etwas unkonventioneller ran zu gehen… Aber der Reihe nach.
Die Selbstfindung
Bevor ihr euch irgendwo vorstellt, solltet ihr wissen, wer ihr seid! Vor der Bewerbung steht der Prozess der Selbstfindung – denn ohne ein Ziel rennt ihr rum, wie ein Huhn ohne Kopf.
Ihr müsst lernen, eigene Entscheidungen zu treffen. Bisher war es ja so, dass ihr für Folgsamkeit belohnt wurdet. Die Lehrer sagen euch, was ihr wie zu machen habt. Wer spurt bekommt gute Noten. Bei einer so wichtigen Entscheidung, wie eurer beruflichen Zukunft, dürft ihr allerdings nicht ausschließlich auf eure Eltern oder Lehrer hören. Ihr seid Individuen. Keine Roboter. Also lasst euch nicht fremd steuern.
Niemand kennt euch so gut, wie ihr euch selbst. Entdeckt also eure Stärken und Schwächen, probiert euch aus und sammelt Erfahrungen. So entwickelt ihr nach und nach eine Vorstellung von eurer beruflichen Zukunft.
Euer Ziel sollte es sein, glücklich zu werden. Und glücklich werdet ihr nur, wenn ihr etwas tut, das euch erfüllt. Veränderung und Innovation wird durch Arbeitnehmer erreicht, die Spaß an ihrem Beruf haben, die Mitdenken und über den Tellerrand schauen. Durch Leidenschaft im Job werdet ihr zu wertvollen Mitarbeitern. Wer seine Arbeit liebt wird beruflichen Erfolg haben. Ein Karriere-Aufstieg wird so viel wahrscheinlicher.
Wer seine Berufswahl anhand seiner Leidenschaften und Talente trifft, wird seine Lehre sehr wahrscheinlich nicht abbrechen. Nehmt euch also die Zeit, euch selbst zu entdecken, bevor es in den Bewerbungsprozess geht. So seid ihr schneller am Ziel und verschwendete eure Lebenszeit nicht mit unzähligen Fehlversuchen.
Die Bewerbung
Jetzt kann es endlich um die eigentliche Bewerbung gehen. Das Wichtigste: Seid kreativ und individuell! Eine Bewerbung ist im Endeffekt Werbung für euch selbst. Also stellt euer Licht nicht unter den Scheffel, sondern zeigt was in euch steckt!
Schließlich wollt ihr auffallen und nicht so schnell wieder vergessen werden. Also seid ungewöhnlich, unkonventionell und „laut“. Das Gute ist, dass ihr durch Ideenreichtum und Leidenschaft sogar ein paar Schwächen aufwiegen könnt.
Konzept
Wie geht man so eine Bewerbung aber am besten an? Alles startet mit der Recherche. Informiert euch detailliert über das Unternehmen eurer Wahl und schmiedet dann einen Plan. Ihr braucht quasi ein Konzept. Es geht nämlich nicht darum, um jeden Preis aufzufallen. Eure Vermarktungsidee (für euch selbst) muss zum Unternehmen und zu eurer angestrebten Position passen.
In sehr konservativen Branchen, reichen schon kleine Abweichungen vom Standard, um aufzufallen. In anderen darf und sollte man hingegen schon mehr auf den Putz hauen ;)
Ihr bewerbt euch zum Beispiel, in einem Restaurant? Wie wär‘s dann mit einer Bewerbung in Form einer Menükarte? Oder bewerbt ihr euch in einem Schuhgeschäft? Dann könntet ihr eure Unterlagen in einem Schuhkarton verschicken.
Wir empfehlen euch auch, auf das ganz klassische Bewerbungslayout zu verzichten. Schon klar – nicht jeder von euch ist ein (Hobby-)Grafiker. Im Internet findet ihr aber viele kostenfreie Vorlagen, die ihr nur noch für eure Zwecke anpassen müsst.
Noch ein Tipp: Greift doch das Corporate Design (Farben, Formen, Schriften, Logo) des Unternehmens auf, bei dem ihr euch bewerbt! So demonstriert ihr gleich, dass ihr euch informiert habt und den Job auch wirklich wollt.
Ihr habt eine kreative Leitidee und ein Design? Super! Dann geht’s jetzt um die Umsetzung. Eure Bewerbung sollte ein Deckblatt, ein Anschreiben, einen Lebenslauf und relevante Anlagen, wie Zeugnisse, Praktikumsbeurteilungen und Arbeitszeugnisse beinhalten.
Deckblatt
Auf das Deckblatt gehört ein nettes Foto von euch sowie euer Name und eure Kontaktdaten. Den Begriff „Bewerbung“ und die Position, auf die ihr euch bewerbt, solltet ihr ebenfalls vermerken. Gebt hier auch an, welche Dokumente eure Bewerbung enthält (Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse, Beurteilungen, Arbeitsproben etc.).
Außerdem könnt ihr einen Slogan oder Leitspruch für euch erfinden, der euch oder eure Fähigkeiten auf den Punkt bringt. Seid kreativ!
Anschreiben
Aller Anfang ist schwer. Der erste Satz sollte bereits ein Knaller sein! Ihr könnt zum Beispiel Anforderungen aus der Stellenausschreibung aufgreifen, ein Lebensziel von euch benennen oder direkt eine Verbindung zum Unternehmen herstellen.
Macht euch in eurem Anschreiben nicht kleiner als ihr seid, aber tragt auch nicht zu dick auf. Bleibt einfach ehrlich. Stellt eure Stärken raus, aber gebt auch Schwächen zu.
Lasst unbedingt erkennen, dass ihr euch mit dem Unternehmen beschäftigt habt. Warum wollt ihr ausgerechnet bei diesem Arbeitgeber anfangen? Erklärt, warum ihr ein Gewinn für das Unternehmen seid.
Arbeitet auch Aufzählungen in euer Schreiben ein. So setzt ihr einen besonderen Fokus, zum Beispiel bei der Benennung eurer Fähigkeiten.
Ist der Rohentwurf geschrieben, geht es an die Korrektur. Streicht Füllwörter heraus, kürzt umständliche Formulierungen und vermeidet Konjunktive. Auch die Rechtschreibung muss am Schluss stimmen.
Um euer Anschreiben lebendig zu gestalten, sollte ein weiteres Foto von euch nicht fehlen. Achtet darauf, dass euer Anschreiben maximal 2 A4 Seiten umfasst.
Lebenslauf
Auch für den Lebenslauf gilt: Ehrlich sein! Keine Übertreibungen oder falsche Angaben. Beim Layout dürft ihr wieder kreativ werden. Nutzt zum Beispiel kleine Icons zur Darstellung der einzelnen Bereiche oder Balkendiagramme zur Veranschaulichung eurer Fähigkeiten (siehe Beispielbild). Im Lebenslauf solltet ihr nur für die Stelle relevante Angaben machen. Lasst alles andere weg. Aktuelles nach oben!Auch im Lebenslauf darf ein nettes Foto von euch nicht fehlen. Es sollte sympathisch und locker wirken. Mit steifen Pose und eingefrorenem Lächeln könnt ihr niemanden vom Hocker reißen. Ein guter Fotograf weiß das und bringt garantiert eure Schokoladenseite hervor :)
Muss man sich wirklich mit einem Foto bewerben? Darüber gibt es ja hitzige Diskussionen. Wir sind der Ansicht: Ja! Bei der „Werbung“ für eure Person entscheidet die Optik einfach mit. Wer sich ohne Foto bewirbt hat sofort einen Wettbewerbsnachteil.
Anlagen
Anlagen sollten bei eurer Bewerbung nicht fehlen. Dazu gehören Zeugnisse, Empfehlungsschreiben, Praktikumsbeurteilungen oder Arbeitszeugnisse und natürlich Arbeitsproben. Ihr wollt den Job wirklich, wirklich haben? Dann beweist es! Macht mehr als ihr müsstet und erarbeitet zum Beispiel Arbeitsproben, die für den Job relevant sind. Wer noch keine Berufserfahrung hat, kann auch seine Lehrer, Trainer oder Vereinsmitglieder darum bitten, ein Empfehlungsschreiben zu verfassen. Lasst erkennen, wie sehr ihr die Stelle wollt. Die aktuellsten Anlagen solltet ihr nach oben legen.
Tipps zur Online Bewerbung
Achtet unbedingt auf die gewünschte Bewerbungsform (Mail oder Post). Oftmals wird die Zusendung euer Unterlagen per Mail verlangt. Bei einer Online-Bewerbung solltet ihr einiges beachten:
- Anhänge insgesamt nicht größer als 5 MB (zur Verkleinerung der PDFs könnt ihr kostenlose Onlinedienste nutzen)
- Sinnvolle Benennung der Dateien
- Bewerbungsunterlagen innerhalb einer Datei zusammenfügen (hierfür könnt ihr kostenlose Onlinedienste nutzen)
- Auf die Reihenfolge der Unterlagen achten (Anschreiben und Lebenslauf zuerst, dann die Anlagen, Aktuelles nach vorn)
- Trennblätter für Anlagen sind ggf. sinnvoll („Zeugnisse“, „Beurteilungen“)
Noch ein kleiner Tipp am Rande: Euch sollte klar sein, dass ihr von den Personalern gegoogelt werdet. Also haltet euren digitalen Fußabdruck im Auge und wischt auf euren Social Media Profilen ggf. mal wieder durch…
Das Vorstellungsgespräch
Eure Bewerbung ist gut angekommen und ihr wurdet zum Vorstellungsgespräch eingeladen? Wunderbar! Jetzt geht es darum, persönlich zu überzeugen.
Der erste Eindruck ist sehr wichtig. Bereitet euch also gut auf das Treffen vor. Studiert nochmal eure Informationen zum Unternehmen und merkt euch ein paar wichtige Fakten, die ihr dann wie zufällig während des Gesprächs erwähnen könnt. Bereitet euch außerdem Fragen vor, die ihr im Gespräch stellen könnt. So demonstriert ihr euer Interesse.
Überlegt euch, welche Fragen wahrscheinlich gestellt werden und bereitet ein paar Antworten vor, zum Beispiel zu euren Stärken und Schwächen.
Last but not least: Arbeitet an eurer inneren Einstellung. Redet euch nicht ein, dass ihr den Job so wie so nicht bekommt, sondern seid optimistisch. Man wird die positive Energie spüren!
Folgendes solltet ihr dabei haben:
- Eure Bewerbungsunterlagen
- Notizblock und Stift
- Eure vorbereiteten Fragen
Und natürlich gibt es noch ein paar Basics zu beachten. Seid unbedingt pünktlich, besser sogar überpünktlich. So könnt ihr euch vor dem Gespräch nochmal kurz in eure Unterlagen vertiefen. Achtet auf angemessene Umgangsformen und seid höfflich.
Auch eure Kleidung spielt eine Rolle. Sie sollte angemessen sein, aber auch authentisch. Wenn ihr euch bei einem Handwerksbetrieb bewerbt, ist es zum Bespiel vollkommen unnötig im Anzug zu erscheinen. Begeht bloß nicht den Fehler, euch zu verkleiden! Seid ihr selbst. Ihr müsst euch in eurer Haut wohlfühlen. Das wird man euch ansehen.
Während des Gesprächs solltet ihr eurem Gegenüber in die Augen schauen und auf eine aufrechte Körperhaltung achten. Und vergesst nicht euer Handy auszuschalten ;)
Jetzt bleibt uns nur noch, euch viel Glück zu wünschen! Wir hoffen, ihr findet euren Traumjob. Aufgeben ist übrigens keine Option ;)
Eure perlenmädchen
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