Auf der Suche
nach Frischfleisch
– Tipps für erfolgreiches
Azubi-Marketing
Der Griff an die
eigene Nase
„Wir würden ja gern junge Menschen ausbilden, aber wir finden einfach keine geeigneten Bewerber!“
Solche Sätze hört man sehr oft aus den Mündern der Unternehmer. In unserer
leistungsorientierten Gesellschaft werden die Schüler heute tatsächlich eher in
Richtung höhere Bildung (sprich Studium) getrimmt.
Die IHK wirbt für das Thema Ausbildung |
Trotzdem liegt es nicht nur am fehlenden Nachwuchs, dass die
Bewerber ausbleiben. Greift euch also zuallererst an die eigene Nase, liebe
Unternehmer, und überlegt euch, warum euch die Bewerber fehlen. Mangelhafte
Ausbildungsbedingungen, Fehler in der Kommunikation oder ein einfallsloses
Azubi-Marketing sind ebenfalls nicht zu unterschätzende Faktoren.
Die IHK Potsdam hat das Problem seiner Unternehmer erkannt
und zum Thema Azubi-Marketing ein außergewöhnliches Projekt entwickelt. In
diesem fungieren die „Schüler als Unternehmensberater“. Sie besuchen
Brandenburger Firmen, analysieren die dortigen Gegebenheiten und übergeben den
Firmenchefs als Ergebnis ein Konzept mit wichtigen Denkanstößen, um das eigene
Azubi-Marketing zu verbessern.
Und genau da kamen wir ins Spiel. In Form von Workshops und
Vorträgen haben wir die Schüler im Vorfeld fit für ihre Aufgabe als
Unternehmensberater gemacht und ihnen das richtige Rüstzeug mit auf den Weg
gegeben. Wir sind jetzt schon sehr gespannt auf die Ergebnisse!
In den folgenden Absätzen haben wir für euch, liebe
Unternehmer, die wichtigsten Tipps für ein erfolgreiches Azubi-Marketing
zusammengefasst.
Warum
Azubi-Marketing?
Richtig gute Azubis sind Mangelware. Das habt ihr sicherlich
alle schon bemerkt. Viele Absolventen beginnen nach der Schule direkt ein
Studium. Momentan gibt es mehr offene Azubistellen als Bewerber. Als Folge hat
sich ein richtiger Kampf um die besten Bewerber entwickelt.
Denn der fehlende Nachwuchs zieht einen ganzen Rattenschwanz
an Problemen nach sich. Wenn sich keine jungen Menschen mehr ausbilden lassen,
nimmt der Fachkräftemangel weiter zu. Unternehmen haben immer größere Probleme
offene Stellen zu besetzen. Der Altersdurchschnitt nimmt zu. Bei den Firmenchefs
genauso wie bei den Arbeitnehmern. Auch das Thema Unternehmensnachfolge ist
davon betroffen.
Ihr seht also: Unternehmen müssen in Azubi-Marketing
investieren, um in Zukunft am Markt bleiben zu können. Wer sich nicht jetzt um
guten Nachwuchs bemüht, muss sich bald mit existenzbedrohenden Problemen
auseinandersetzen.
Unternehmen mit
Kultur
Der Spieß hat sich also umgedreht. Das Zurücklehen und
Warten auf die zahlreichen Bewerbungen ist vorbei. Jetzt sind die Azubis in der
angenehmen Position, sich den besten Arbeitgeber herauszupicken. Die nackten
Fakten, wie Gehalt, Urlaubstage und Arbeitszeiten sind schon längst nicht mehr
die einzigen Entscheidungsfaktoren.
Neue Mitarbeiter und Azubis wollen ein Unternehmen, das zu
Ihren Wertvorstellungen passt und für die gleichen Ideale steht. Es geht darum, auf gleicher Wellenlänge mit
dem Arbeitgeber zu sein und sich durch ihn vielleicht sogar zu profilieren.
In der Unternehmenskommunikation sollte also die
Persönlichkeit, die Kultur oder das Leitbild immer eine zentrale Rolle spielen.
So entsteht außerdem eine Alleinstellung und Abgrenzung zum Wettbewerb. Sprecht
also öffentlich über eure Leidenschaften, Ansprüche, Werte und Ansichten.
Wichtig ist aber, dass eure Kommunikation glaubwürdig und authentisch ist.
Schönmalerei fällt euch ganz schnell wieder auf die Füße.
Ein toller Nebeneffekt: Es werden sich nur Leute bei euch
bewerben, die sich von euren Ansichten angesprochen fühlen. Unpassende Bewerber
sortieren sich so wie von selbst aus.
Entwickelt also ein Leitbild, eine Unternehmenskultur. Die eigenen
Mitarbeiter können sich so viel eher mit eurem Unternehmen identifizieren. Im
besten Fall entsteht dadurch auch ein Gemeinschaftsgefühl unter euren Leuten.
Der Zusammenhalt wächst.
Zufriedene Mitarbeiter sprechen außerdem gern positiv über
ihren Arbeitgeber und werden somit zu perfekten Botschaftern, die die Werte
eures Unternehmens auch in der Öffentlichkeit vertreten.
Ein guter Ruf muss her
Als Unternehmer seid ihr Teil der öffentlichen
Wahrnehmung. Ob ihr wollt oder nicht. Das sollte euch bewusst sein. Achtet also
unbedingt darauf, was die Medien oder die Bevölkerung so über euch sagt. Ein
schlechter Ruf wirkt sich nicht nur schlecht auf die Kundengewinnung, sondern auch
auf die Gewinnung neuer Mitarbeiter aus.
Wer möchte schon gern für ein Unternehmen arbeiten, bei
dessen Erwähnung alle Anwesenden plötzlich die Nase rümpfen?
Bei einem schlechten Image solltet ihr zuallererst auf Ursachenforschung
gehen. Findet den Ursprung des Problems, dann könnt ihr es auch bekämpfen.
Zeigt öffentliche Präsenz, sucht den Kontakt zur Presse und
engagiert euch für Themen, Vereine oder Einrichtungen, die euch am Herzen
liegen. Außerdem solltet ihr Transparenz demonstrieren und es den Menschen
ermöglichen, in eurer Unternehmen zu schauen. So schafft ihr es nach und nach
eine positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu erreichen. Die perfekte
Basis, um auf die Suche nach neuem Personal zu gehen.
Das wertvollste Gut
Mitarbeiter sind das wichtigste Gut eines Unternehmens und
sollten auch so behandelt werden. Die Wertachtung der eigenen Leute sollte
gelebt und kommuniziert werden. Das Thema Mitarbeiterförderung spielt dabei
eine wichtige Rolle. Eure Angestellten sollten die Möglichkeit haben, sich zu
entwickeln und weiter zu qualifizieren. Das hat zwei Vorteile. Ein Unternehmen
muss sich stetig entwickeln, um mit dem Marktgeschehen Schritt halten zu
können. Denkt dabei zum Beispiel an das aktuelle Thema Digitalisierung. Durch
Weiterbildungen für Mitarbeiter holt ihr frisches Knowhow ins Unternehmen.
Der zweite positive Effekt ist, dass eure Leute durch die
Aufstiegsmöglichkeiten motivierter sind. Sie merken, dass es voran geht und ihre
Leistung gebraucht wird. Sowas spornt unheimlich an.
Und was hat das jetzt alles mit den Azubis zu tun? Junge
Menschen wünschen sich eine zeitgemäße und zukunftsfähige Ausbildung. Als
modernes Unternehmen, das viel für seine Angestellten tut, macht ihr dann einen
super Eindruck auf die Bewerber.
Die Wertschätzung der Mitarbeiter sollte sich natürlich auch
auf eure Azubis beziehen. Leitet sie zu eigenverantwortlichem Arbeiten an,
schenkt ihnen Vertrauen und gebt ihnen eigene Aufgaben und Arbeitsbereiche. Ihr
solltet das Mitdenken eurer Angestellten belohnen und nicht bestrafen.
Ansonsten formt ihr eure Leute zu kopflosen Robotern, die nur Dienst nach
Vorschrift machen.
Die Auszubildenden müssen sich als Teil des Teams empfinden
und nicht als Außenstehende. Gerade der Start kann da etwas holperig sein. Für
die jungen Menschen beginnt mit der Ausbildung ein völlig neuer
Lebensabschnitt. Oft sind sie das erste Mal weit weg von zu Hause und müssen
ihr Leben plötzlich ganz allein bewältigen.
Als aufmerksamer Arbeitgeber solltet ihr die Eingliederung
eurer Azubis so reibungslos wie möglich
gestalten. Bietet ihnen zum Beispiel Unterstützung bei der Unterbringung an
oder erleichtert ihnen durch die Bildung von Fahrgemeinschaften den Weg zur
Arbeit. Vielleicht zahlt ihr auch nur das ÖPNV Ticket. Möglichkeiten gibt es
viele. Bietet euren Auszubildenden einfach an, dass sie sich gern an euch
wenden können, wenn sie Fragen oder Probleme haben. Das schafft von Anfang an
ein wichtiges Vertrauensverhältnis.
Kreativ, authentisch
und verständlich
Bisher haben wir uns nur mit den Bedingungen in euren
Unternehmen auseinandergesetzt. Jetzt wollen wir uns endlich auf das Thema
Marketing konzentrieren.
Bei eurer Werbung um neue Auszubildende solltet ihr euch
immer in die jungen Menschen hineinversetzen. Habt ihr bereits Auszubildende?
Dann bezieht sie in eure Überlegungen mit ein und fragt sie nach ihrer Meinung!
Die wichtigste Zielgruppe überhaupt sind die jungen
Menschen. Macht euch das bewusst. Natürlich haben die Eltern auch einen starken
Einfluss auf die Berufswahl des Kindes. Begeht dennoch nicht den Fehler, euch
nur auf sie zu konzentrieren. Die Eltern sind nur eine Mittlerzielgruppe.
Wählt eine Tonalität, die zu eurer Firmenphilosophie aber
eben auch zur jungen Zielgruppe passt. Wollt ihr eher auf Seriosität und
Vernunft setzen und mit einer zukunftssicheren Ausbildung werben? Oder wollt
ihr eher jung und unkompliziert wirken und wählt eine Kommunikation die mehr
spaßorientiert ist? Beide Wege können zum Erfolg führen. Wichtig ist nur, dass
eure Kommunikation authentisch ist und zu eurem Unternehmen passt. Der Einsatz
einer falschen Tonalität kann Imageschäden und Unglaubwürdigkeit verursachen.
Wählt auch eure Texte und Formulierungen mit Bedacht. Wählt
eine Sprache die die Jugendlichen verstehen und erschlagt sie nicht sofort mit
eurem Fachchinesisch. Macht eher deutlich, dass ihr euch in sie hineinversetzen
könnt.
Wir empfehlen euch bei der Entwicklung eurer Werbemotive auf
Kreativität zu setzen. Emotionen und Interaktion sorgen für eine nachhaltige
Erinnerung beim Empfänger. Außerdem ist Kreativität hoch ansteckend. Wer
ungewöhnlich wirbt, muss keinen hohen Werbedruck ausüben. Die Menschen, die ihr
durch eure Werbung berührt, werden selbst zu Werbeträgern. Sie teilen ihre
Erlebnisse mit Freunden, Bekannten und der Familie. Besonders kleine
Unternehmen ohne großes Werbebudget, sollten kreative Werbung nutzen.
Bezieht in eure Überlegungen zum Azubimarketing auch die
allgemeine Beliebtheit oder Unbeliebtheit von Berufsbildern mit ein. „Irgendwas
mit Medien“ wollen alle machen. Aber wie schafft ihr es Berufe attraktiv zu
machen, die weniger in den Köpfen der jungen Menschen sind?
Habt ihr eure Leitidee gefunden, geht es jetzt darum die
richtigen Werbemittel zu wählen und diese sinnvoll zu platzieren. Denkt auch
hier wieder an eure Zielgruppe. Welche Medien konsumieren junge Menschen? An welchen
Orten kommen Sie zusammen? Wer nur klassische Anzeigen in der Tageszeitung
schaltet, muss sich nicht wundern, kaum Beachtung zu finden. Welcher
Jugendliche liest schon noch die Zeitung? Auf diesem Weg erreicht ihr höchstens
die Eltern und Großeltern eurer Zielgruppe.
Eure Werbung sollte breit gestreut sein. Setzt auf einen Mix
an Werbemitteln und –kanälen, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Achtet
aber auf den richtigen Einsatz der Werbemittel. Jedes Werbemittel erfüllt einen eigenen Zweck und hat spezielle Talente.
Nutzt sie entsprechend ihrer Begabungen und versucht nicht, sie zu etwas zu
machen, das sie nicht sind. Umso effektiver ist ihre Wirkung. Mehr dazu
erfahrt ihr hier.
Und ein letzter Tipp: Alle
relevanten Informationen zur Ausbildung müssen für die Azubis leicht zugänglich
sein. Am besten auf eurer Website. (Beispiel: Stadtwerke Neuruppin)
Aber bietet auch zeitgemäße
Kommunikationswege an, wie Messenger.
Wir freuen uns, wenn wir den ein oder anderen von euch zum
Umdenken anregen konnten. Sprecht uns gern an, falls ihr Fragen zu diesem Thema
habt.
Eure perlenmädchen