kreativagentur perlenmädchen

Dienstag, 26. Januar 2021

 Warum MEHR weniger Glück bedeutet

Im letzten August habe ich einen Antrag auf Elterngeld gestellt. Ich liebe meine Arbeit und wollte neben dem Baby auch weiterhin arbeiten. Ich sollte deshalb angeben, wieviel ich vor der Geburt meines Kindes gearbeitet habe und wieviel ich nach der Geburt des Perlenprinzen arbeiten will. Vor allem wollte man wissen, wie ich es schaffen will, das Defizit auszugleichen.

An dieser Stelle ist mir klar geworden, wie sehr ich die Freiheit und die Selbstbestimmung als Unternehmerin genieße. Ich habe nie mehr als 30h die Woche gearbeitet. Daher gab es für mich kein Defizit. Nichts auszugleichen. Die perlenmädchen haben von Beginn an ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeiten und Leben angestrebt. Arbeit soll Spaß machen und das Leben bereichern, nicht reiner Lebensinhalt sein. 


Der Mensch ist evolutionsbiologisch gar nicht für so viel Arbeit geschaffen. Zu Beginn der Menschheit waren die zu erledigenden Aufgaben noch recht übersichtlich. Die einen sammelten Beeren, die anderen jagten sie 😉 Und dazwischen wurde geschlafen, gegessen, sich am Feuer unterhalten und ausgeruht. Eine ausgeglichene Work-Life-Balance war lebenswichtig. Wer nicht konzentriert zur Bärenjagd erschien, war bald Bärenfutter. Natürlich hat sich seitdem auf unserem Planeten viel verändert. Aber an grundlegenden Naturgesetzen hat sich nichts geändert. Unsere Körper können nicht permanent auf Höchstleistung fahren. Am leistungsfähigsten sind wir dann, wenn wir genügend Zeit zur Regeneration haben.

Ausgeglichene Menschen sind also viel effizienter in dem was sie tun. Sie benötigen auch weniger Zeit für die Erfüllung von Aufgaben. 

Deshalb haben wir mit Spannung die Diskussion um die Reduzierung der Arbeitswoche verfolgt, von bisher 40 Stunden auf 35 oder noch weniger. Natürlich ist so ein Umdenken nicht von jetzt auf gleich umsetzbar und sicherlich müssen auch für viele Dinge Lösungen gefunden werden, aber es würde uns allen guttun.

Warum streben wir eigentlich immer nach mehr mehr mehr? Warum muss immer alles maximiert werden? Es reicht doch, das zu verdienen was wir zum Leben brauchen. Versteht uns nicht falsch. Menschen brauchen einen Antrieb und auch Ziele. Dazu gehört auch das Erreichen eines höheren Lebensstandards. Wichtig ist aber eigentlich nur, dass wir ein schönes Zuhause haben, in dem wir uns wohlfühlen und dass wir keine Existenzängste haben müssen. Der ein oder andere braucht zu seinem Glück vielleicht eine Villa und einen Porsche. Auch ok. Aber irgendwann sollten wir alle einfach mal kurz innehalten und in uns hineinhorchen, ob wir nicht mit dem was wir haben zufrieden sind.

Mehr Geld macht nämlich nicht mehr glücklich. Glücklich macht es, Zeit für uns und unsere Lieben zu haben, unseren Kindern bewusst beim Aufwachsen zuzusehen, gemeinsam Dinge zu erleben zu reisen und auch einfach gute Gespräche zu führen. Diese Dinge verschaffen uns diese flüchtigen Glücksmomente, nach denen wir alle streben.

Wir sind unheimlich dankbar und glücklich als Unternehmerinnen ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Unsere Arbeit als perlenmädchen erfüllt uns nach über 12 Jahren immer noch mit unheimlich viel Freude. Uns ist vollkommen bewusst, dass wir als Angestellte in einer großen Werbeagentur problemlos das dreifache verdienen könnten. Aber zu welchem Preis? Nein, danke!

Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben. Und wir sind sehr stolz auf das, was wir erreicht haben. Zugegeben sind wir nach 12 Jahren Selbstständigkeit immer noch nur zu zweit, haben keine Angestellten, arbeiten beide im Homeoffice und sitzen nicht in einem schicken Bürogebäude. (Was nie unser Ziel war, um ehrlich zu sein.) Trotzdem sind wir glücklich. Warum muss ein Unternehmen immer wachsen, um als erfolgreich zu gelten? Ist es nicht auch eine Leistung, dass sich ein Unternehmen in einer sich permanent wandelnden Welt dauerhaft auf dem Markt behaupten kann? 

Diese Mehr-Mehr-Mehr-Einstellung ist aus vielerlei Gründen zerstörerisch. Für unseren Körper, unsere Psyche und auch für den Planeten. Wir müssen zufriedener sein mit dem was wir haben. Der permanente Leistungsdruck in der Gesellschaft verursacht Stress. Und Stress macht krank. Es wäre sinnvoller, sich die Arbeit zu teilen, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen.

Auch wenn es abgedroschen klingt: Wir haben nur ein Leben. Und wir sollten es jetzt in vollen Zügen genießen. Die Arbeit wird immer da sein. Und die Welt dreht sich weiter. Ob ihr nun die E-Mail heute noch abschickt oder erst morgen. Wir wissen alle nicht, wie lang wir noch auf diesem wunderschönen Planeten verweilen dürfen. Begeht also nicht den Fehler, nur auf den Ruhestand hinzuarbeiten und die Erfüllung eurer Träume in den Lebensabend zu verlegen. 

Ihr würdet sooo viel verpassen!


Eure perlenmädchen