Psst! Wir
verraten die Psychotricks der Werbung! (II/II)
Ausgetrickst:
Lest hier den zweiten Teil zu unserem Blogartikel vom 25. April 2017
Knappheit
Wir alle kennen den Grundsatz. Wenn etwas knapp ist, dann
ist es auch wertvoll. Knappheit fördert das „will haben“ Verhalten. Die
Werbeprofis wissen das ganz genau: „Nur noch geringe Stückzahlen verfügbar!“,
„Rabatt nur für kurze Zeit“.
Der Jagdtrieb und die Emotionen übernehmen plötzlich unser
Handeln. Das rationale Denken rückt in den Hintergrund. So passiert es schon
mal, dass wir uns in einer Art Rauschzustand befinden. Es geht mehr um die Jagd
als um den eigentlichen Besitz.
Ist der Rausch vorbei kommt oft das kalte Erwachen. Wir alle
haben doch solche Leichen im Schrank, die wir damals uuuuunbedingt kaufen
musste, aber eigentlich nie wirklich gebraucht oder benutzt haben.
Autorität
Schon seit Urzeiten sind wir daran gewöhnt, Anführern zu
folgen. Gesetze und Regeln geben uns Sicherheit. Wir werden nicht mit allen
Entscheidungen allein gelassen, sondern können uns an einer gesetzlichen
Richtschnur orientieren. Unsere gesellschaftliche Ordnung funktioniert nur,
weil wir uns leiten und führen lassen. So haben die Menschen mit der Zeit ein blindes
Vertrauen in Autoritätspersonen entwickelt. In der heutigen Zeit setzen wir
Autorität oft mit bestimmten Berufen gleich. Wer eine Uniform oder einen Titel
trägt, muss einfach das Sagen haben.
Diese äußeren Symbole können jedoch leicht imitiert werden,
um Autorität zu simulieren. Wir alle kennen Betrugsfälle mit falschen
Polizisten, Anwälten oder Ärzten.
Auch die Werbung imitiert gern Autoritätspersonen, um die
guten Eigenschaften der Produkte zu „beweisen“. Falsche Ärzte bezeugen in
Werbespots, die Wirksamkeit von kosmetischen Produkten. Gern auch mit total
sinnlosen Diagrammen und Grafiken im Hintergrund.
Schauspieler, die in bekannten Serien oder Filmen,
Autoritätspersonen spielen, werden in der Werbung ebenfalls gern als
Testimonial genutzt. Ihre Rolle überträgt sich in den Köpfen der Menschen auf
ihre Person. Selbst wenn wir wissen, dass die Person auf dem Bildschirm nur
einen Anwalt spielt, schreiben wir ihr fachliche Kompetenz und
Vertrauenswürdigkeit zu.
Konsistenz und
Überzeugung
Für wechselhafte Menschen haben wir alle nicht viel übrig. Wer
ständig seine Meinung ändert wird von seinen Mitmenschen als ist nicht
vertrauenswürdig, wechselhaft oder sogar falsch empfunden. Wenn jemand
konsequent zu seinem Wort steht, haben wir das Gefühl, uns auf diese Person
verlassen zu können. Konsequenz und Konsistenz geben uns Sicherheit und
Orientierung.
Wenn wir etwas tun, das unseren Überzeugungen widerspricht,
spüren wir ein inneres Ungleichgewicht. Manchmal entstehen daraus sogar ein
schlechtes Gewissen, Schuld- oder Schamgefühle. Keine angenehmen Empfindungen.
Wir streben daher alle danach, nach unseren Überzeugungen zu
leben und zu unserer Meinung zu stehen. Und das gilt sogar dann, wenn wir aus
diversen Gründen anfangen, an unserer Einstellung zu zweifeln. Vor allem dann,
wenn wir uns öffentlich zu etwas bekannt haben, werden wir tunlichst vermeiden, nach außen hin inkonsequent zu wirken. Wir bleiben in der Spur.
Genau deshalb raten euch z.B. Lifestyle-Zeitschriften dazu,
eurer Vorhaben Abzunehmen mit möglichst vielen Menschen im Vorfeld zu teilen.
Man will vor seinen Freunden später ja nicht als Versager dastehen. Der
soziale Druck kann enorm motivierend wirken.
Das machen sich die cleveren Werbestrategen Zunutze.
Nach dem Motto „Wer A sagt muss auch B sagen“ versucht die Werbung, uns im Verkaufsgespräch
oder auch nur innerhalb eines inneren Dialogs Bekenntnisse und Bestätigungen zu
entlocken. Im Anschluss werden wir zu Handlungen aufgefordert, die die
geäußerten Überzeugungen bestätigen.
„Sie wollen doch auch nicht, dass die Umwelt verschmutzt
wird. Also kaufen Sie unser recycelbares Produkt!“ „Sie wollen doch verhindern,
dass die Kinder in Afrika hungern. Bitte spenden Sie auf folgendes Konto.“
Durch die Produkte, die wir kaufen, definieren wir auch
unsere Persönlichkeit. Wir tragen unsere Überzeugungen durch unseren Konsum nach
außen. Ob ihr euer Fleisch zum Beispiel vom Hofladen oder im Discounter kauft,
sagt schon viel über euch aus.
Das Fazit
Die im Artikel beschriebenen Verhaltens-Auslöser sind oft
wichtige Entscheidungshilfen. Sie können sehr hilfreich in Situationen sein,
denen wir uns nicht gewachsen fühlen. Wir müssen uns nur bewusst machen, dass sie
auch gegen uns verwendet oder imitiert werden können.
Achtet mal darauf, wie oft solche „Psychotricks“ in der
Werbung auftauchen. Trefft eure Kaufentscheidungen also nicht kopflos, sondern seid
wachsam. Hinterfragt, ob ihr eine Entscheidung wirklich treffen möchtet, die
Handlung wirklich ausüben wollt, das Produkt/die Dienstleistung wirklich
braucht.
Von Betrug kann man tatsächlich sprechen, wenn der Verkäufer
nur den eigenen Vorteil vor Augen hat, nicht eure Zufriedenheit. Bewusste
Manipulation durch psychologische Tricks und falsche Beratung zum Zweck der
eigenen Bereicherung geht einfach gar nicht.
Wir sind alle nicht auf den Kopf gefallen. Früher oder
später wird einem bewusst, dass man
jemandem auf den Leim gegangen ist. Im Nachhinein fühlt man sich immer betrogen
und benutzt. Kein angenehmes Gefühl, das sich auch negativ auf das Produkt und das
dahinter stehende Unternehmen auswirkt. Wir raten deshalb allen Unternehmern
und Marketingstrategen, besser auf solche Täuschungen zu verzichten bzw. diese nur
sehr dosiert einzusetzen. Gute Produkte und Dienstleistungen haben so etwas
auch gar nicht nötig ;)